Unsere Stadt scheint auf den ersten Blick nichts mit der Ägyptologie zu tun zu haben. Schaut man aber genauer hin, stößt man recht schnell auf den Ägyptologen Georg Steindorff (1861-1951), dessen Geburtsstadt Dessau ist. Im Frühjahr dieses Jahres ging der Name Georg Steindorff mehrfach durch die Medien, da das Verwaltungsgericht Berlin am 26. Mai 2011 trotz zahlreicher Proteste aus Kultur und Wissenschaft entschied, die Besitzrechte von 1937 an die Universität Leipzig verkauften Stücken aus der Sammlung des Ägyptologen der Jewish Claims Conference (JCC) zu übertragen. Die JCC verzichtete allerdings im Juni 2011 auf den Restitutionsanspruch.
Plakat zur Ausstellung Georg Steindorff war ein Sohn des jüdischen Kaufmanns Louis Steindorff und seiner Frau Helene geb. Ehrmann, die von 1855 bis 1906 in der Steinstraße 2 in Dessau eine Weißwaren- und Seiden-Band-Handlung mit Wäschefabrikation betrieben. Nach Ablegung des Abiturs am Dessauer Friedrichsgymnasium studierte Georg Steindorff ab 1880 Ägyptologie und orientalische Sprachen in Berlin und Göttingen. Sein Studium schloss er 1884 mit der Dissertation „Prolegomena zu einer koptischen Nominalclasse“ ab und arbeitete anschließend als Direktorialassistent an den Königlichen Museen Berlin. 1893 berief ihn die Universität Leipzig zum Professor für Ägyptologie. Professor Georg Steindorff entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Lehrkräfte der Universität Leipzig seiner Zeit. Ab 1898 war er Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, 1904 wurde er Ordinarius, 1918/19 war er Dekan der Philosophischen Fakultät und 1923/24 Rektor der Universität Leipzig. Auf dem Lehrstuhl für Ägyptologie saß Professor Steindorff noch bis 1934. Spätestens ab 1935 war auch Georg Steindorf den immer stärkeren Repressalien gegen Juden in Deutschland ausgesetzt. Unter anderem wurde ihm die weitere Lehrtätigkeit an der Universität Leipzig untersagt und er wurde als Herausgeber verschiedener wissenschaftlicher Zeitschriften, u. a. der Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde, verdrängt. Im März 1939 emigrierte er mit seiner Familie in die USA, deren Staatsbürger er 1944 wurde. Georg Steindorff starb am 28. August 1951 in Nord-Hollywood (Kalifornien).
Die in Leipzig bereits bestehende kleine ägyptische Sammlung erhielt durch Steindorff ihre wesentliche Prägung. Er baute die Lehrsammlung zum Ägyptischen Museum der Universität Leipzig aus, sowohl durch Erwerbungen auf Forschungsreisen nach Ägypten als auch durch seine bedeutende Grabungstätigkeit in Giza, Qau el-Kebir und Aniba in den Jahren 1903 bis 1931. Seit Juni 2010 ist das Museum im Krochhochhaus am Augustusplatz in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Bank untergebracht, wo die komplette Sammlung in einer sehr beeindruckenden Ausstellung erstmals zusammenhängend präsentiert werden kann.
Am 12. November 2011 jährt sich der Geburtstag des Ägyptologen Georg Steindorff zum 150. Mal. Dieses Jubiläum nimmt das Stadtarchiv Dessau-Roßlau zum Anlass, in einer Ausstellung an Leben und wissenschaftliches Werk dieses großen Sohns der Stadt zu erinnern. Die Ausstellung ist vom 17. November bis zum 16. Dezember 2011 zu den Öffnungszeiten des Stadtarchivs zu besichtigen. Das Ausstellungsvorhaben wird durch das Ägyptische Museum und das Ägyptologische Institut an der Universität Leipzig in großzügiger Weise unterstützt. So werden in der Ausstellung 25 Original-Objekte aus der ägyptischen Sammlung Steindorffs, darunter eine Kalkstein-Stele, eine Sphinx und die farbig bemalte Kalkstein-Statue eines Ehepaares aus der 5. Dynastie als Leihgaben des Ägyptischen Museums Leipzig erstmals in Dessau-Roßlau zu bewundern sein.
Die Ausstellung wird am 17. November 2011 um 19.00 Uhr mit dem Vortrag Der Ägyptologe Georg Steindorff aus Dessau, das Ägyptologische Institut und das Ägyptische Museum an der Universität Leipzig, gehalten vom Kustos des Ägyptischen Museums Leipzig Dr. Dietrich Raue, eröffnet.
Nur noch bis zum Freitag, 16. Dezember 2011 geöffnet
Nur noch bis zum Freitag, dem 16. Dezember 2011, ist die Ausstellung „Von Dessau in das Reich der Pharaonen. Der Ägyptologe Georg Steindorff (1861-1951)“ im Stadtarchiv Dessau-Roßlau geöffnet. Sie widmet sich dem 1861 in Dessau geborenen Ägyptologen Georg Steindorff, der von 1893 bis 1934 Professor für Ägyptologie an der Universität Leipzig war. Das Ägyptische Museum Leipzig stellte für die Steindorff-Ausstellung im Stadtarchiv 25 wertvolle Originale als Leihgaben zur Verfügung.