Eine Ausstellung mit dem Titel „Dessau in Trümmern“ wird am 7. März um 14 Uhr im Rahmen des Gedenkrundgangs „Versöhnung schafft Frieden“ in der Marienkirche Dessau eröffnet.

Am 7. März 1945 ging die alte Residenzstadt Dessau, die einstige Stadt der Aufklärung, der Moderne und des technischen Fortschritts, bei einem Nachtangriff der Royal Air Force in einem Hagel von Spreng- und Brandbomben sowie im nachfolgenden Feuersturm unter, 668 Menschen starben. Es handelte sich um die größte Katastrophe in der Geschichte der Stadt. Der Bombenangriff am 7. März 1945 war der 19. von insgesamt 20 Luftangriffen der Royal Air Force und der US Air Force auf die Stadt im Verlauf des Zweiten Weltkrieges. Dessau gehörte zu den im Zweiten Weltkrieg am stärksten zerstörten Städten in Deutschland. Die Auswirkungen dieses katastrophalen Ereignisses prägen bis heute das Bild der Stadt. Doch es traf keinesfalls eine unschuldige Stadt.

Dessau war tief verstrickt in die nationalsozialistische Eroberungs- und Vernichtungspolitik und wurde nicht von ungefähr zur Zielscheibe alliierter Bombenangriffe. Mit der Strategie der Alliierten neben Rüstungsproduktionsstätten deutsche Innenstädte zu bombardieren, verfolgten sie in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges das Ziel, den Rückhalt der deutschen Bevölkerung gegenüber dem nationalsozialistischen Terrorsystem zu brechen und damit die Kapitulation herbeizuführen.

Mit gezielten Bombenangriffen auf die Zivilbevölkerung hatte die deutsche Luftwaffe unfassbares Leid über Frauen, Kinder und Männer in ganz Europa gebracht, wie zum Beispiel schon 1937 in Guernica, 1939 in Warschau, 1940 in Rotterdam und Coventry, von 1940 bis 1945 in London, 1941 in Belgrad und 1942 in Stalingrad. Für den Abwurf der dabei eingesetzten Spreng-, Splitter- und Brandbomben wurden häufig Flugzeuge verwendet, die in der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG, einem der größten deutschen Rüstungsbetriebe mit Hauptsitz in Dessau, produziert worden waren. Dessau war zudem ein bedeutendes Machtzentrum der Nationalsozialisten, Hauptstadt des NSDAP-Gaus Magdeburg-Anhalt und Sitz des Reichsstatthalters von Braunschweig und Anhalt. Und nicht zuletzt war Dessau der Hauptproduktionsstandort für das Giftgas Zyklon B, mit dem die SS in Auschwitz-Birkenau und anderen Vernichtungslagern weit mehr als eine Million Menschen aus ganz Europa, in der Mehrzahl Jüdinnen und Juden, aber auch Sinti und Roma, sowjetische Kriegsgefangene und andere Verfolgte, ermordeten.

Die vom Stadtarchiv anlässlich des 75. Jahrestages der fast vollständigen Zerstörung der Stadt Dessau vorbereitete Ausstellung in der Dessauer Marienkirche deutet anhand von Texten und Fotos, aber auch von Hinterlassenschaften des Bombenangriffs wie Gebäudeteilen, Resten von Kunstwerken oder beschädigten Alltagsgegenständen an, welche ungeheuren Verluste der Bombenangriff vom 7. März 1945 nach sich zog. Sie zeigt aber auch, wohin der nationalsozialistische Terror, der auch von Dessau ausgegangen war, in Europa führte. Die Erinnerung an die unzähligen Opfer sei eine Mahnung für Gegenwart und Zukunft.

Dessau in Trümmern. Die Katastrophe am 7. März 1945 und deren Ursachen
Eine Ausstellung des Stadtarchivs Dessau-Roßlau
7. März bis 25. September 2020
Marienkirche Dessau