Tafel 2

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Hauptangriffsziel der NS-Verfolgung waren Dessauer Einwohner jüdischen Glaubens oder jüdischer Abstammung. Schritt für Schritt wurden sie entrechtet, gedemütigt und an den Rand des öffentlichen Lebens gedrängt. Bücher jüdischer Autoren wurden aus öffentlichen Bibliotheken entfernt, verdienstvolle jüdische Verwaltungsbeamte, Theaterkünstler usw. entlassen. Jüdische Geschäftsleute, Ärzte und Rechtsanwälte mussten bereits am 1. April 1933 einen „Boykott-Tag“ über sich ergehen lassen. Viele Dessauer Juden verließen die Stadt und emigrierten. Zahlreiche jüdische Geschäfte und Eigentumswerte wechselten in „arische“ Hände. Die Nürnberger Rassengesetze 1935 verschärften die Repressalien. Ab August 1938 mussten Juden den zweiten Vornamen Sara oder Israel führen, ab August 1941 den gelben „Judenstern“ tragen. Beim Pogrom am 9. November 1938 wurden viele jüdische Geschäfte geplündert, 85 Juden aus Dessau- Roßlau in das KL Buchenwald verschleppt, die Synagoge geschändet und niedergebrannt.

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Plünderung und Zerstörung des Schuhwarenhauses von Selma und Mayer Reich am 9. November 1938
Nach dem Novemberpogrom verließ ein Teil der noch in der Stadt lebenden Juden Deutschland, bis der Beginn des Zweiten Weltkrieges eine Auswanderung unmöglich machte. Fast alle noch in Dessau-Roßlau verbliebenen Juden, aber auch viele, die in Länder geflohen waren, die nach und nach von Nazideutschland besetzt wurden, fielen dem Holocaust zum Opfer.

Ab 1935 richtete sich die NS-Verfolgung verstärkt auch gegen Sinti und Roma. Im Januar 1938 wurden die Sinti aus Dessau-Roßlau ausgewiesen und in das „Zigeunerlager am Holzweg“ in Magdeburg gezwungen. Unter den über siebzig bekannten Sinti befand sich Erna Lauenburger, die den Sintinamen Unku trug und die Titelheldin des Romans „Ede und Unku“ von Alex Wedding (Grete Weiskopf) ist. Am 2. März 1943 wurden die Sinti und Roma aus Magdeburg, darunter Unku mit ihren beiden Töchtern Marie und Bärbel, in das „Zigeunerlager“ Auschwitz-Birkenau deportiert. Erna Lauenburger und ihre Kinder, so wie die meisten der aus Dessau-Roßlau vertriebenen Sinti, fielen dem Holocaust zum Opfer.

Die in der Reichspogromnacht angezündete Dessauer Synagoge in Flammen, 9. November 1938

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Dessau in Trümmern. Die Katastrophe am 7. März 1945 und deren Ursachen
Eine Ausstellung des Stadtarchivs Dessau-Roßlau
7. März bis 25. September 2020
Marienkirche Dessau

Die Ausstellung „Dessau in Trümmern“ wurde am 7. März 2020 um 14.00 Uhr im Rahmen des Gedenkrundgangs „Versöhnung schafft Frieden“ in der Dessauer Marienkirche eröffnet. Aufgrund der aktuellen Lage ist die Ausstellung derzeit jedoch geschlossen. Wir möchten Ihnen trotzdem die Möglichkeit bieten die Ausstellung zu sehen. Deshalb stellen wir Ihnen die Inhalte der Ausstellungstafeln und Ausstellungsstationen nunmehr auf unserer Homepage zur Verfügung. Sie erhalten damit die Möglichkeit eines virtuellen Rundgangs von Station zu Station.