Ausstellung „Ein Gang durch die Zerbster Straße um 1930“
seit 3. Dezember 2013 im Kundenzentrum der DVV,
Zerbster Straße 2 a/b zu sehen
Die Ausstellung des Stadtarchivs „Ein Gang durch die Zerbster Straße um 1930“ ist seit 3. Dezember 2013 im Kundenzentrum der DVV-Stadtwerke, Zerbster Straße 2 a/b, zu erleben. Anhand von Fotos, Dokumenten, Werbeanzeigen und Textinformationen vermittelt die Ausstellung einen lebendigen Eindruck vom pulsierenden Leben in der Zerbster Straße um 1930. Betrachter können interaktiv mehr 80 Bildschirmtafeln mit Informationen über die Häuser der Zerbster Straße, ihrer Bewohner und Nutzer aufrufen und auf einem Großbildschirm betrachten.
Das heutige Grundstück Zerbster Straße 2 a/b, jetzt Teil der Rathauserweiterung von 1994, trug 1930 die Hausnummer Zerbster Straße 44. Hier befand sich das vielen Dessauern noch bekannte Seelmannsche Haus. Das Seelmannsche Haus wurde im Jahr 1710 auf dem Areal des eingeebneten ehemaligen Kirchofs (Friedhofs) der Marienkirche errichtet. Ab 1896 hatte der Hof-Uhrmacher Fritz Seelmann hier sein Geschäft. Die Uhrenhandlung erweiterte er durch eine Porzellan-, Schmuck- und Kunsthandlung. Seelmanns Geschäft hatte viele Attraktionen zu bieten. So zog ab 1902 ein Zeitball in seinem Schaufenster zahlreiche Zuschauer an, der täglich um 7 und 12 Uhr herab fiel und so die genaue Uhrzeit verkündete. Ab 1913 befand sich dieser Zeitball an einer Antenne auf dem Dach des Hauses. Die genaue Zeit erhielt Seelmann bereits über Funk von der Berliner Sternwarte. Fritz Seelmann war gesellschaftlich sehr aktiv. So wirkte er zum Beispiel über Jahrzehnte lang im Vorstand des Gemeinnützigen Vereins.
Nach Fritz Seelmanns Tod im Jahr 1930 führten seine Witwe Elise und ihre Tochter Gertrud das Geschäft weiter. Das Seelmannsche Haus überstand die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Bis 1974 befand sich hier noch die Seelmannsche Kunsthandlung. Als diese von Gertrud Seelmann altershalber aufgegeben werden musste, erwarb die Stadt das Haus. Es sollte zum Hochzeitshaus umgebaut werden. Das unterblieb aber. Stattdessen wurde dieses historische Gebäude abgerissen. Das Grundstück blieb danach unbebaut liegen. Später wurde es in die Rathauserweiterung von 1994 einbezogen.