Über 60 Gäste folgten der Einladung des Oberbürgermeisters Peter Kuras zur Eröffnung der Ausstellung „Die Familien Liebeschütz und Brandenburg im Spiegel nationalsozialistischer Verfolgungen“. Die Ausstellung wurde anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2020 im Stadtarchiv in der Langen Gasse in Dessau-Roßlau eröffnet. In seiner Gedenkrede schilderte der Oberbürgermeister den Lebens- und Leidensweg der Familie Brandenburg, die ab 1931 in Dessau gelebt hatte.

Paul und Martha Brandenburg gerieten aufgrund sozialer Probleme und politischer Gegnerschaft in das Visier von Gestapo und Kriminalpolizei. Paul Brandenburg brachte die SS im Konzentrationslager Mauthausen ums Leben, die Spur von Martha Brandenburg verliert sich im Konzentrationslager Ravensbrück. Ihre fünf Kinder erlitten Misshandlungen und Demütigungen in Heimen und die älteste Tochter wurde im Alter von 16 Jahren zwangssterilisiert. Eine weitere Tochter, Ingeborg Brandenburg, war Ende der 1950-er/Anfang der 1960-er Jahre unter dem Namen Inge Brandenburg eine gefeierte Jazzsängerin in Westdeutschland sowie auf internationalem Parkett. An den verdienstvollen Arzt und Sanitätsrat Dr. Julius Liebeschütz, der im „Ghetto Theresienstadt“ um sein Leben gebracht wurde, erinnert seit einigen Jahren ein Stolperstein. Ein neu aufgefundener Nachkriegsbericht seiner Töchter Erna und Gerda Liebeschütz gibt nun Aufschluss über deren Leidens- und Überlebensweg und schildert zudem auf erschreckend beeindruckende Weise die Entrechtung ihres Vaters und den Raub an seinem Eigentum.

Vom Stadtarchiv aus ging es nach der Gedenkstunde und Ausstellungseröffnung zum Denkmal der „Opfer des Faschismus“ im Stadtpark, wobei unterwegs am Stolperstein für Dr. Julius Liebeschütz innegehalten wurde. Am Denkmal im Stadtpark erfolgte danach die Kranzniederlegung im Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus.

Die Ausstellung in der Langen Gasse 22 kann bis zum 28.02.2020 jeweils dienstags zwischen 9 und 17.30 Uhr und donnerstags zwischen 9 und 16 Uhr besichtigt werden.

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