Foto von der Einweihung des Friedrich-Ebert-Gedenksteins in Roßlau
Dem Beispiel vieler Städte folgend, errichtete auch das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold Roßlau dem 1925 verstorbenen ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert (1871-1925) ein Denkmal. Im März 1928 trat hierfür erstmals ein Denkmalausschuss zusammen, die Grundsteinlegung erfolgte am 7. Oktober 1928 und in kurzer Zeit wurde aus einer ausgebeuteten Kiesgrube im Roßlauer Stadtwald (Mühlenbusch) eine Grünfläche mit erhöht aufgestelltem Denkmal geschaffen. Den Gedenkstein selbst fertigte der Steinbildhauer Reinicke nach einem Entwurf der Stadt.
Am 14. Juli 1929 erfolgte die feierliche Enthüllung des Denkmals. An der Einweihung des Friedrich-Ebert-Gedenksteins in Roßlau nahm auch der anhaltische Ministerpräsident Heinrich Deist teil. Ein Foto, das diesen Festakt sehr lebendig und anschaulich darstellt, hat sich im Stadtarchiv Dessau-Roßlau erhalten und wird als Fundstück des Monats Dezember 2015 präsentiert. In der sozialdemokratischen Tageszeitung „Volksblatt für Anhalt“ erschien am 15. Juli 1929 ein ausführlicher Artikel über die Einweihung des Ebert-Gedenksteins in Roßlau. Dort ist unter anderem zu lesen: „Das Fest selbst wurde bereits früh um 6 Uhr durch ein großes Wecken eingeleitet. Auf dem Marktplatz konzertierte gegen Mittag die Stadtkapelle vor dem Rathause […] ein gewaltiger Zug war es, der sich dann gegen 2 ¼ Uhr in Bewegung setzte. Zahlreiche Kapellen sorgten für Marschmusik. Überall auf den Straßen stauten sich auf den Bürgersteigen die Zuschauer. Aus den Häusern wurden Blumen auf die marschierenden Festteilnehmer geworfen […] auf dem Festplatz hatten sich Hunderte von Menschen eingefunden, auch die Kinder der Walderholungsstätte waren erschienen. Gegen 3 ¼ Uhr traf dann die Spitze des Zuges auf dem Festplatz ein. Die Aufstellung des Zuges erfolgte in musterhafter Ordnung. Unten in dem Rundteil hatten sich die Spitzen der Behörden, die Stadtverordneten und sonstigen Gäste versammelt. Die Arbeiter sangen zur Einleitung des Festaktes und Stadtrat Reichert begrüßte im Namen der Ortsgruppe des Reichsbannes Roßlau die Festversammlung und die erschienenen Gäste“, wie auf dem Foto auch gut erkennbar ist.
Roßlau hatte damit als eine der ersten Städte in Mitteldeutschland seinen Friedrich-Ebert-Gedenkstein. Der Roßlauer Stadtrat nahm die gesamte Anlage in Obhut und Pflege. Aber lange sollte der Friedrich-Ebert-Gedenkstein nicht Bestand haben. Mit der Machtergreifung 1933 war der Stein über Nacht verschwunden. Das Denkmal wurde von SS- und SA-Mitgliedern in die Erde versenkt. Der Standort befand sich am Gelände des jetzigen Roßlauer Freibades im Stadtwald links der Meinsdorfer Straße gegenüber dem Ausgang des Höhenfeldweges.