Urkunde im Grundstein des Evangelischen Vereinshauses Dessau (1891)

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Fundstück des Monats Januar 2016: Urkunde im Grundstein des Evangelischen Vereinshauses Dessau, 1891

Am 22. Januar 1890 trat zum ersten Mal ein „Komitee des evangelischen Vereinshauses“ mit einem Artikel und einer Anzeige im „Anhaltischen Staats-Anzeigers“ an die Öffentlichkeit. Dem Komitee gehörten u.a. der Pfarrer von St. Georg Karl Martin Grape (1841-1916) und der Pfarrer von St. Johannis Karl Werner (1837-1922) an. Ziel des Komitees war die Errichtung eines Vereinshauses für den Evangelischen Männer- und Jünglingsverein zu Dessau, in dem „selbstverständlich alle christlichen und kirchlichen Bestrebungen … eine Heimstätte“ finden sollten. Schon ein Jahr später waren die benötigten Mittel, etwa 230.000 Mark, beisammen, so dass am 9. August 1891 die feierliche Grundsteinlegung erfolgen konnte. In den Grundstein des „Evangelischen Vereinshauses“ wurde eine Urkunde eingelegt, in der die Bauvorbereitungen bis zur Grundsteinlegung, eine Beschreibung des beabsichtigten Baus, der beteiligten Pfarrgemeinden und der allgemeinen Verhältnisse in der Stadt beschrieben sind sowie die Bauausführenden und für die Entstehung des Baus wichtige Personen genannt werden.

Architekt des „Evangelischen Vereinshauses“ war Jürgen Kröger (1856-1928) aus Berlin. Errichtet wurde es als prachtvoller Bau in gotisierenden Formen im nordwestlichen Bereich der Leopoldstraße (heute Ferdinand-von-Schill-Straße) an der Stelle der vormaligen Gymnastischen Akademie. Die Einweihung des „Evangelischen Vereinshauses“ erfolgte am 9. August 1893. Viele Jahrzehnte lang war das Haus dann Heimstätte des Evangelischen Männer- und Jünglingsvereins und weiterer christlicher Vereine sowie für zahlreiche Veranstaltungen. Im Ersten Weltkrieg war hier ein Lazarett eingerichtet. Das Gebäude des „Evangelischen Vereinshauses“ wurde beim Bombenangriff auf Dessau am Pfingstsonntag 1944 stark beschädigt und am 7. März 1945 völlig zerstört. Die Urkunde aus dem Grundstein konnte später geborgen werden. Sie befindet sich heute im Stadtarchiv Dessau-Roßlau und wird hier im Januar 2016 als „Fundstück des Monats“ präsentiert.