Tagebuch von Eduard Schmidt aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871

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Fundstück des Monats Mai 2016 (Detail): Einband des Tagebuchs von Eduard Schmidt aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871

Der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871 war das Resultat von Spannungen, die sich nach den preußischen Siegen in den Kriegen gegen Dänemark und Österreich im Jahr 1866 aufgebaut hatten. Die Machtverhältnisse in Europa hatten sich dadurch zu Ungunsten Frankreichs verschoben. Der deutsch-französische Gegensatz entzündete sich 1870 an der Frage der Neubesetzung des spanischen Königsthrons, denn die Kandidatur war einem Prinzen aus dem Haus Hohenzollern, das auch die preußischen Herrscher stellte, angetragen worden. Zum Anlass für den Krieg wurde die vom preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck veröffentlichte Emser Depesche, in der Kaiser Wilhelm I. die französischen Forderungen, dem Prinzen die Annahme der spanischen Königswürde für alle Zukunft zu untersagen, abgelehnt hatte. Daraufhin erklärte der französische Kaiser Napoleon III. Preußen am 19. Juli 1870 den Krieg. Zu den Verbündeten Preußens im Norddeutschen Bund gehörte auch das Herzogtum Anhalt.

Nach der Eingliederung der anhaltischen Truppen als Infanterie-Regiment Nr. 93 in das IV. preußische Armeekorps im Jahr 1867 galten die Militärgesetze Preußens und des Deutschen Reichs (ab 1871) auch für Anhalt. Das Kommando des Anhaltischen Infanterie-Regiments Nr. 93 befand sich in der Leopoldkaserne. Als Teil des IV. Armeekorps nahmen die drei Bataillone des Anhaltischen Infanterie-Regiments Nr. 93 (rund 3.200 Mann) von Anfang an (Mobilmachung am 16. Juli 1870) am Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 teil. Der Gesamtverlust des Regiments in diesem Krieg betrug 117 Tote und 244 Verwundete. Im Stadtarchiv befindet sich seit dem Jahr 2014 das Tagebuch des Musketiers Eduard Schmidt aus Dessau, in dem er seine Erlebnisse im „Feldzug 1870-71“ festhielt. Eduard Schmidts Tagebuch ermöglicht seltene und wichtige Blicke auf das Leben eines einfachen Soldaten in diesem Krieg, der letztlich zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs führte. Das Tagebuch wird im Stadtarchiv Dessau-Roßlau als „Fundstück des Monats“ Mai 2016 präsentiert.

Das Fundstück des Monats Mai 2016 kann ab 3. Mai im Foyer des Stadtarchivs Dessau-Roßlau „live“ besichtigt werden.