Firmenkopfbogen (Rechnungsschreiben) der Rouleaux-Fabrik Rischbieter
Am 1. April 1864 eröffnete Carl Rischbieter in der Franzstraße 24 eine kleine „Rouleaux-Fabrik“. Aus eher bescheidenen, handwerklichen Anfängen entwickelte Rischbieter recht schnell einen großen, weit bekannten Betrieb. Er baute 1872 das Vorderhaus an der Franzstraße neu auf und nach einem Brand am 16. Juni 1877 auch das an der Mauerstraße (Nr. 1a) gelegene Fabrikgebäude.
Rollos wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in viel größerem Maße verwendet als heute, weil Gardinen und Fenstervorhänge in den Wohnungen erst wenig in Gebrauch waren. Die Rollos wurden von Handmalern mit mehr oder weniger schönen Landschaften, Blumenarrangements, Schlossansichten usw. geschmückt. So ist der Beruf des Rollomalers in den Dessauer Adressbüchern der 1870er und 1880er Jahre relativ häufig zu finden. Im Winter, wenn die Bautätigkeit ruhte, gingen Stubenmaler, die auch Dekorationsmalerei beherrschten, für einige Monate zu Rischbieter und bemalten Rollos. Für seine Produkte erhielt Rischbieter zahlreiche Auszeichnungen auf nationalen und internationalen Messen. Nachdem Kommerzienrat Carl Rischbieter Anfang der 1890er Jahre gestorben war, ging seine Fabrik an den Kaufmann Paul Schröder über. Paul Schröder konnte die Fabrik noch bis zum Beginn der 1920er Jahre halten, dann geriet sie in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste geschlossen werden.
Nach dem allgemeinen Aufkommen der Fenstervorhänge am Ende des 19. Jahrhunderts, die mit der Verbesserung der Hänge- und Schienensysteme für die Vorhänge einherging, hatte die Rouleaux-Fabrik, die jetzt „Carl Rischbieter Nachfolger, Stoff- und Holzdraht-Rouleaux-Fabrik“ hieß, noch einen Ausgleich durch den steigenden Bedarf an Schaufensterrollos schaffen können. Ein solches „Schaufenster-Stoff-Rouleaux“ lieferte die Firma Rischbieter im April 1906 nach Dillenburg. Das Rechnungsschreiben hierfür ist erhalten geblieben. Es befindet sich heute in einer Sammlung von sog. Firmenkopfbögen im Stadtarchiv Dessau-Roßlau. In diesem gedruckten Firmenkopfbogen wirbt die Firma Carl Rischbieter Nachfolger mit ihren zahlreichen Auszeichnungen. Das Schreiben ist als Fundstück des Monats Oktober 2016 im Stadtarchiv zu sehen.