Fotografie der Roßlauer Hauptstraße, 1920er Jahre

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Fotografie der Roßlauer Hauptstraße, 1920er Jahre, Signatur: FI 78b-0011

Eine Straßenszene aus dem Roßlau der späten 1920er Jahre, fotografiert von dem bekannten Dessauer Fotografen Emil Theis (1880-1954), ist das Fundstück des Monats November 2016. Das Foto diente als Vorlage für eine Veröffentlichung, vielleicht in der Tagespresse oder für eine Postkarte. Angebrachte Beschnittmarken und Kommentare auf der Vorderseite des Bildes geben darüber Auskunft. So kann man im oberen Bildbereich lesen: „auf eine Breite einstellen”.
Das Foto zeigt die damalige Friedrich-Ebert-Straße in Roßlau, benannt nach Friedrich Ebert (1871-1925), dem Sozialdemokraten und ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik. Es handelt sich um die heutige Hauptstraße, die in der Zeit der NS-Diktatur bis 1945 vorübergehend Loeperstraße hieß.

Zentrales, beherrschendes Motiv ist das Gebäude der 1844 gegründeten Eisengießerei und Maschinenfabrik Gebr. Sachsenberg (später Elbe-Werk). In das Straßenpflaster sind Gleise Straßenbahnstrecke von Dessau nach Roßlau eingelassen, die hier entlangführte. Einige Menschen beleben die Szenerie. Aufgenommen wurde das Foto offensichtlich am Vormittag eines sonnigen Tages, vielleicht gegen zehn oder elf Uhr. Das zeigt uns der auf dem Bild sichtbare Schattenwurf. Zwei junge Burschen ziehen voller Elan einen Handwagen. Der Fotograf wird argwöhnisch von zwei Herren und dem Schutzmann beobachtet, die an der Einmündung zur Großen Marktstraße stehen. Das dort abgebildete Haus gibt es heute nicht mehr.

Das und noch vieles mehr kann uns historisches Bildmaterial aufzeigen. Diese und ähnliche Fotos lassen Geschichte lebendig werden, erzählen uns Geschichten und erweitern unser Wissen über die Vergangenheit. Darum sind solche Fundstücke wichtig für das Stadtarchiv, das Gedächtnis unserer Stadt. Das Stadtarchiv Dessau-Roßlau besitzt eine umfangreiche Fotosammlung aus verschiedenen Epochen, von den Anfängen der Fotografie um 1850 bis zur Neuzeit. Immer wieder konnte die Bildersammlung des Stadtarchivs in den vergangenen Jahren mit Hilfe von Schenkungen aus der Bürgerschaft um einzigartige und wichtige Stücke ergänzt werden. Und doch bleiben große Lücken, die das Stadtarchiv in Zukunft auch mit Hilfe der Bürger unserer Stadt nach und nach schließen kann.