Rechnung über den Ankauf des Gemäldes „Drei Klänge“ von Wassily Kandinsky, 1928

Bild
Rechnung über den Ankauf des Gemäldes „Drei Klänge“ von Wassily Kandinsky, 1928

Am 17. September 1927 eröffnete die Anhaltische Gemäldegalerie im Palais Reina. Geleitet wurde die Gemäldegalerie durch den Kunsthistoriker Ludwig Grote (1893-1974), der gleichzeitig auch als anhaltischer Landeskonservator fungierte. Grote wollte die Anhaltische Gemäldegalerie zu einem „lebendigen Organ der Bildung“ machen und dadurch neue Kunstinteressierte gewinnen. Dabei unterstützen ihn auch die Mitglieder des Anhaltischen Kunstvereins, dessen Leitung Grote ebenfalls übernommen hatte. Von Anfang an räumte Grote deshalb der modernen Kunst einen hohen Stellenwert ein. So wurden vom Kunstverein bereits zur Eröffnung in den neuen Räumen der Anhaltischen Gemäldegalerie Arbeiten der Bauhäusler Kandinsky, Klee und Feininger gezeigt.

Ludwig Grote setzte in den Jahren bis 1931 zudem einen großen Teil des ihm zur Verfügung stehenden Ankaufsetats von (ab 1928) 18.000 RM für den Erwerb moderner Kunst ein. Davon stellte die Stadt Dessau 8.000 RM bereit. Grote konnte mit diesen Geldern unter anderem Werke von Lyonel Feininger, Oskar Schlemmer, Alexander Schawinski, Fritz Winter und Paul Klee erwerben. Der Ankauf von Kunstwerken mit städtischen Mitteln bedurfte der Zustimmung des Oberbürgermeisters Fritz Hesse. Die Werke gelangten als Leihgaben in die Anhaltische Gemäldegalerie und wurden dort inventarisiert. Sämtliche Vorschläge für den Kunsterwerb durch die Stadt gingen von Grote aus, und der Oberbürgermeister vertraute stets auf dessen Expertise. So geschah es auch beim Ankauf des Gemäldes „Drei Klänge“ von Wassily Kandinsky, das im Dezember 1928 für 3.000 RM in der Galerie „Neue Kunst Fides“ in Dresden erworben wurde. In einem Brief an Fitz Hesse warb Grote für den Kauf dieses Bildes: „Es entspricht in der Qualität und der repräsentativen Haltung den Anforderungen, die man an ein Werk stellen muß, das in einer öffentlichen Sammlung zur Schau gestellt wird.“ Die Rechnung der Galerie für dieses Bild ist im Stadtarchiv Dessau-Roßlau erhalten geblieben. Dieses Dokument wird als Fundstück des Monats im Dezember 2016 im Foyer des Stadtarchivs zu sehen sein. Das Stadtarchiv erinnert damit zugleich an den 150. Geburtstag Wassily Kandinskys am 16. Dezember 2016.

Kandinskys Gemälde „Drei Klänge“ gehörte zu jenen Kunstwerken, die 1937 von den Nationalsozialisten als entartete Kunst beschlagnahmt, aus der Dessauer Sammlung entfernt und schließlich auf dem internationalen Kunstmarkt verkauft wurden. Heute befinden sich die „Drei Klänge“ von Wassily Kandinsky im Solomon R. Guggenheim Museum New York.