Bauplanungszeichnung für den Ausbau der Pavillons „Elbe“ und „Mulde“
Dort, wo sich an der östlichen Stadteinfahrt von Dessau vor dem Johannbau heute eine von Wegen durchzogene Rasenfläche ausbreitet, befand sich bis 1945 der „Lustgarten“ des Stadtschlosses. Von dieser Anlage und den einst dort befindlichen Denkmälern und Baulichkeiten sind nur noch Reste der Lustgartenmauer erhalten. Im Norden begrenzten zwei Pavillons den Lustgarten, die 1774/1775 nach Entwürfen von Friedrich Wilhelm v. Erdmannsdorff (1736-1800) errichtet wurden. Es handelte sich um Bachsteinputzbauten auf Sockeln aus Pirnaer Sandstein. Die Fassaden schmückten jeweils zwei von einem Triumphgebälk bekrönte dorische Säulen sowie zwei Sandsteinmedaillons mit Kentauren und zwischen den Säulen Flachreliefs mit den Darstellungen eines antiken Wagenlenkers und eines Kunstreiters. In der Mitte vor den Pavillonfassaden lagen auf Felsunterbauten die Elbe und die Mulde symbolisierende Figuren, nach denen die beiden Pavillons auch „Elbe“ und „Mulde“ genannt wurden. Zu beiden Seiten der Flussgötter standen Nymphen auf Postamenten.
Die Pavillons „Elbe“ und „Mulde“ wurden bei den Bombenangriffen auf Dessau am 28. Mai 1944 und 7. März 1945 zwar schwer beschädigt, blieben in ihrer baulichen Substanz aber erhalten. Noch Anfang der 1950er Jahre waren die Restaurierung und der Ausbau der beiden Pavillons für Büros und Lagerräume geplant. Das belegt eine Bauplanungszeichnung aus dem März 1950, die im Stadtarchiv Dessau-Roßlau erhalten blieb und ab 1. Februar 2017 als Fundstück des Monats zu sehen ist. Ein Wiederaufbau der Pavillons „Elbe“ und „Mulde“ erfolgte nicht. Deren Ruinen wurden 1965 abgerissen. Die vier Kentauren-Medaillons blieben, auf zwei „Würfel“ montiert, als Kunst im öffentlichen Raum erhalten. Sie befinden sich heute auf dem Bauhausplatz.