September 2023

Tuschezeichnung „Konzentrationslager Roßlau 1933-34“

Im Roßlauer „Volkshaus“, einer ehemaligen SPD-Versammlungsstätte, richtete das anhaltische Staatsministerium am 12. September 1933 ein „Übergangs-Konzentrationslager“ ein, das bis zum 31. Juli 1934 existierte. In diesem Zeitraum sind dort 250 bis 300 männliche politische Gefangene inhaftiert und misshandelt worden. Fast alle stammten aus Anhalt. Das Lager war unmittelbar dem Dessauer Oberstaatsanwalt Erich Lämmler unterstellt, die Wachmannschaft bestand aus Mitgliedern der SS-Standarte 59. Die arbeitsfähigen Häftlinge mussten in Roßlau und Umgebung Zwangsarbeit verrichten, körperliche und seelische Misshandlungen durch das Wachpersonal, aber auch durch Angehörige der Dessauer politischen Polizei waren an der Tagesordnung. Ein Gedenkstein in Roßlau erinnert an die Häftlinge des Konzentrationslagers.

Unter den in Roßlau – und zuvor schon im Konzentrationslager Oranienburg – Gequälten war Hugo Jacoby (1875-1935), ein Dessauer Kommunist und Funktionär der proletarischen Roten Hilfe jüdischer Abstammung. Er starb bald darauf, am 17. August 1935, in Dessau und wurde auf dem Israelitischen Friedhof begraben. In Roßlau waren auch Frau Elisabeth Seger mit ihrer kaum anderthalbjährigen Tochter Renate inhaftiert – in „Erzwingungshaft“, damit ihr Ehemann Gerhart Seger sich den deutschen Behörden stelle. Der Sozialdemokrat Gerhart Seger hatte im Dezember 1933 aus dem Konzentrationslager Oranienburg nach Prag fliehen können, wo er seinen Erlebnisbericht „Oranienburg: Erster authentischer Bericht eines aus dem Konzentrationslager Geflüchteten“ niederschrieb, der nach seiner Veröffentlichung große internationale Aufmerksamkeit fand. Nach heftigen öffentlichen Protesten mussten Elisabeth und Renate Seger am 19. Mai 1934 aus dem Konzentrationslager Roßlau freigelassen werden. Auch ehemalige Häftlinge des Konzentrationslagers Roßlau haben Erinnerungsberichte niedergeschrieben, von denen sich einige im Stadtarchiv Dessau-Roßlau befinden. Dazu gehört der Bericht von Walter Berger, dem auch eine Tuschezeichnung beigefügt ist, die das Stadtarchiv Dessau-Roßlau als Archivale des Monats September 2023 präsentiert.

Stadtarchiv Dessau-Roßlau im Archivverbund Dessau
Archivale des Monats Juli 2023
„Konzentrationslager Roßlau 1933-34“, Tuschezeichnung von Walter Berger (o. D.)
Signatur: M 07 Nr. 90

„Konzentrationslager Roßlau 1933-34“, Tuschezeichnung von Walter Berger (o. D.)
Signatur: M 07 Nr. 90

Stadtarchiv Dessau-Roßlau

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