Veranstaltungen würdigten den Raketenpionier Johannes Winkler
Seit Jahrhunderten richten sich Träume und Visionen der Menschen darauf, das Weltall zu erobern, Welten jenseits der Erde kennenzulernen und vielleicht sogar andere Planeten zu kolonisieren. Dieser Traum von der Eroberung der unendlichen Weiten ist heute zum Greifen nah. Viele Forscher, Entwickler und Techniker haben daran gearbeitet, dass der Traum der Menschheit von der Eroberung des Weltraums Wirklichkeit werden konnte. Einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran hat auch der Raketenpionier Johannes Winkler (1897-1947). Sein Wirken machte die Stadt Dessau zu Beginn der 1930er Jahre für kurze Zeit zu einem Hot Spot der Raketenforschung. Am 14. März 1931 erhob sich in Großkühnau bei Dessau die von Johanes Winkler konstruierte, mit flüssigem Sauerstoff und flüssigem Methan angetriebene Rakete zum ersten erfolgreichen Flug einer Rakete mit Flüssigkeitstriebwerk in Europa.
Anlässlich seines 125. Geburtstages wurden die Verdienste von Johannes Winkler um die Entwicklung der Rakententechnik und Weltraumfahrt in einer zweitägigen Veranstaltung im Technikmuseum „Hugo Junkers“ gewürdigt, zu der die Stadt Dessau-Roßlau und der Förderverein des Technikmuseums eingeladen hatten. Für die Vorbereitung dieser gelungenen, ertragreichen und gut besuchten Veranstaltung ist neben dem Förderverein des Technikmuseums Herrn Dr. Reinhard Sagner aus Hamburg, Herrn Stadtrat Ralf Schönemann und dem Stadtarchiv Dessau-Roßlau besonders zu danken.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch eine Buchvorstellung am 26. Mai 2022, bei der eine Neuauflage der Winkler-Biografie : „Astris – zu den Sternen: Der Raketenpionier Johannes Winkler. Eine Biografie nach den Quellen“ von Rudolf Guder sowie das auf aktuellen Forschungen beruhende Buch „Johannes Winkler in den Junkers-Werken und die Dessauer Raketen“ von Dr. Reinhard Sagner im Mittelpunkt standen. Erschienen sind beide Bücher im Dessau-Roßlauer Machtwortverlag.
Am 27. Mai 2022 folgte ein wissenschaftliches Kolloquium, zu dem namhafte Referenten nach Dessau-Roßlau gekommen waren. So sprachen Prof. Dr. Wolfgang Wilhelm Koschel, Raumfahrtingenieur und ehemaliger Direktor des Instituts für Raumfahrtantriebe des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Lampoldshausen, über den aktuellen weltweiten Stand bei der Entwicklung von Triebwerken mit Methan und Sauerstoff, Prof. Dr.-Ing. Philipp Epple und Magister Michael Steppert von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg über „Theoretische Steighöhen der HW 1 c und der HW 2 bzw. zum Bericht ‚Zusammengesetzte Raketen‘“, wobei sie die Richtigkeit von Winklers Berechnungen (mehr als 12.000 Meter Steighöhe) eindrucksvoll belegten, und Prof. Dr. Harald Kunze aus Weimar berichtete von den Anfängen der Winkler-Forschung in der DDR. Die Raumfahrthistoriker Dr. Wolfgang Both aus Berlin und Michael Tilgner aus Wedel äußerten sich zu Einzelaspekten der Forscherbiografie Johannes Winklers. Ein Rundgang durch das Technikmuseum, eine Fahrt zum Winkler-Stein in Großkühnau und zu Dessauer Bauhausstätten sowie ein Empfang des Oberbürgermeisters schlossen das Kolloquim ab. Als weiterer Höhepunkt war am Abend im Technikmuseum noch der Stummfilm „Frau im Mond“ (1929) von Fritz Lang zu sehen. Der Film vermittelt unter anderem eine wissenschaftlich fundierte Darstellung der technischen Details von Start, Flug und Landung sowie der Mondlandschaft im Rahmen des damaligen Kenntnisstandes.