Mai 2023

Schreiben des Bauhausdirektors Hannes Meyer an Bürgermeister Fritz Hesse betr. Umgestaltung der Städtischen Lesehalle, 7. Juni 1928

Am 2. Oktober 1897 beschloss der Dessauer Gemeinderat den Ankauf einer Büchersammlung, die der Archidiakon Ernst Hesse (1832–1900) ab 1871 als Christliche Volksbibliothek in der Zerbster Straße 39 geführt hatte. Mit dieser Büchersammlung als Grundstock öffnete am 1. Mai 1898 die Städtische Volksbücherei im Haus Zerbster Straße 66 ihre Pforten. Schon am Ende des ersten Jahres ihrer Existenz nutzten 958 Leser die Bibliothek und entliehen insgesamt 23.892 Bücher. In der Städtischen Volksbibliothek fand der Leser „Werke der gelesensten Schriftsteller, zum größten Theil gute und gediegene Werke der Litteratur Deutschlands und auch des Auslands“. Schon wenige Jahre später reichten die Kapazitäten im Haus Zerbster Straße 66 nicht mehr aus. Der Magistrat erwarb das Haus Zerbster Straße 33, das sich gegenüber dem Rathaus befand, und eröffnete hier am 5. Januar 1905 die „Städtische Öffentliche Bibliothek und Lesehalle“. Die Lesehalle befand sich im ersten Obergechoss und bot 100 Lesern Platz. Die Städtische Bibliothek hatte zu dieser Zeit 2.871 ständige Leser, die auf einen Medienbestand von 11.902 Bänden zugreifen konnten. Ab 1. Juli 1916 war die Städtische Bibliothek geschlossen, weil ihre Räumlichkeiten für Kriegszwecke benötigt wurden. Ihre Wiedereröffnung erfolgte am 15. September 1919.

Im Jahr 1928 wurde eine umfassende Umgestaltung der Lesehalle, des Vorraums und einiger weiterer Räume der Bibliothek vorgenommen. Das Umbauprojekt sowie die Umsetzung der Bauarbeiten einschließlich der Ausstattung mit Möbeln und Lampen übernahm die Bauabteilung des Dessauer Bauhauses. Ein entsprechendes Angebot zur Umgestaltung der Lesehalle, unterzeichnet vom damaligen Direktor des Bauhauses Dessau Hannes Meyer (1889–1954) und datiert mit 7. Juni 1928, wird vom Stadtarchiv Dessau-Roßlau als Archivale des Monats Mai 2023 präsentiert. Das Schriftstück ist Bestandteil einer Magstratsakte, in der sich weitere Unterlagen zu diesem Bauvorhaben befinden. Im Zuge des Umbaus der Lesehalle wurden auch die Vorräume und das Treppenhaus umgestaltet. Die Umbauarbeiten in der Städtischen Bibliothek waren im Oktober 1928 abgeschlossen und kosteten inklusive Architektenhonorar rund 9.000 Mark.

Die Archivale des Monats Mai 2023 sowie weitere Dokumente sind innerhalb der Öffnungszeiten des Archivverbundes Dessau (Mo-Do 9-17 Uhr) zu sehen.

Schreiben des Bauhausdirektors Hannes Meyer an Bürgermeister Fritz Hesse betr. Umgestaltung der Städtischen Lesehalle, 7. Juni 1928

Grundriss Lesehalle
Grundriss Lesehalle
Grundriss Lesehalle

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